Neue Studie: Arbeitskosten in Mittel- und Südosteuropa

21. Dezember 2021 | Reading Time: 3 Min

Die TPA Gruppe hat gemeinsam mit dem Personalberatungsunternehmen Kienbaum eine neue Studie herausgebracht, die die Arbeitskosten in Süd- und Mitteleuropa anhand von 12 Ländern erhebt. Im Fokus der Studie „Personalkosten als Faktor der Standortentscheidung“ stehen vier Personengruppen: Geschäftsführer, Führungskräfte, Angestellte und Arbeiter.

Vergleich der Arbeitskosten in Mittel- und Südosteuropa

Wie teuer ist Arbeit im Ländervergleich – für Dienstnehmer und Dienstgeber? Wie schneidet Österreich im Lohn-Vergleich zu den Ländern Mittel- und Südosteuropas ab? Wo sind die Lohnnebenkosten für Unternehmen besonders hoch? Und wo bleibt Arbeitnehmern netto am meisten von Ihrem Lohn übrig? Antworten auf diese Fragen gibt die vorliegende Studie „Wie teuer ist Arbeit?“ des Steuerberatungsunternehmens TPA und Kienbaum.

Download der Studie: Arbeitskosten in CEE

Wer kostet wo wie viel? Arbeitskosten als Standortentscheidung

„Viele unserer Kunden sind international tätig und setzen ihre Mitarbeiter länderübergreifend ein. Das hat uns dazu gebracht, das Thema Arbeitskosten im Vergleich vieler relevanter Mittel- und Osteuropäischer Länder unter die Lupe zu nehmen“ so Klaus Bauer-Mitterlehner, Partner bei der TPA Gruppe. Der Steuerberater verantwortet gemeinsam mit Thomas Haneder, ebenfalls Partner bei TPA und Experte für Südosteuropa, und Wolfgang Höfle, TPA Experte für Lohn- und Sozialversicherung, die Studie.

Wolfgang Höfle: “Für Unternehmen lohnt es sich, genau hinzusehen, vor allem, wenn sie Mitarbeiter entsenden oder überlegen einen neuen Standort zu eröffnen.“

„Nearshoring ist das Schlagwort der Stunde – dabei spielen die Personalkosten neben anderen Faktoren eine entscheidende Rolle.“ so Thomas Haneder.

Highlights der Studie zu Personalkosten in CEE

Zur Grundlage der Studie: Auf Basis der Bruttoentgelte der Länder Albanien, Bulgarien, Kroatien, Montenegro, Österreich, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn wurden die Gesamtkosten, die einerseits für den Arbeitgeber entstehen, aber auch die Nettobeträge, die der jeweilige Mitarbeiter (am Ende des Monats) erhält, ermittelt.

Betreffend Personalkosten für Arbeitgeber lassen sich folgende Punkte hervorheben:

  • Österreich liegt bei den Gesamtkosten immer mit großem Abstand an erster Stelle und verzeichnet somit die höchsten Personalkosten in allen Personengruppen.
  • Danach folgen bei allen Personengruppen die Staaten Slowenien, Tschechien und Slowakei – alle drei sind direkte Nachbarn von Österreich.
  • Im „Mittelfeld“ bewegen sich die Gesamtkosten der Länder Polen, Kroatien und Ungarn.
  • Niedrige Gesamtkosten zeigen Montenegro, Rumänien, Serbien und Bulgarien (je nach Personengruppe in unterschiedlicher Reihung).
  • Die geringsten Gesamtkosten fallen durchwegs bei allen Personengruppen in Albanien an.

Unterschiede zwischen EU- und Nicht-EU-Ländern

Auffallend ist, dass die Personalkosten in den Nicht-EU-Ländern vergleichsweise niedrig sind. Weiters: Jene Länder, die der EU früher beigetreten sind (Slowenien, Tschechien, Slowakei, Polen, Ungarn), weisen höhere Kosten auf als Länder mit späterem EU-Beitritt (Rumänien, Bulgarien).

In Südosteuropa sind also geringere Personalkosten auszumachen. Bei den Zahlen und Berechnungen ist zu bedenken, dass bei Standortentscheidungen auch andere Kriterien (zB Ausbildungs- und Qualifikationsniveaus, Einschränkungen durch arbeitsrechtliche Bestimmungen etc.) zu berücksichtigen sind.

Arbeitskosten im IT-Sektor und in der Produktion

Besondere Branchenbetrachtungen. Die Länder Mittel- und Südosteuropas sind beliebte Outsourcing-Standorte für den IT-Sektor und die produzierende Industrie. Als Resultat einer detaillierten Betrachtung dieser beiden Branchen lassen sich folgende Punkte zusammenfassen:

  • Die Reihung der einzelnen Länder ändert sich im Wesentlichen nicht.
  • Die Personalkosten von Angestellten im IT-Bereich liegen in allen Ländern über dem Durchschnitt.
  • Die Personalkosten von Arbeitern in der produzierenden Industrie sind durchwegs geringer als im Branchenschnitt – in Kroatien beispielsweise sogar um 21 %.

Beispiel: Personalkosten in Bulgarien und Österreich

Um das zu verdeutlichen seien Bulgarien und Österreich gegenübergestellt. In Bulgarien erhält ein Geschäftsführer 85 % der insgesamt auf ihn entfallenden Personalkosten als Nettogehalt überwiesen, einem gering verdienenden Arbeiter verbleiben lediglich 65 % netto. In Österreich verhält sich das genau entgegengesetzt. Das Nettogehalt des Geschäftsführers beträgt lediglich 49 % der Gesamtkosten, beim Arbeiter hingegen 60 %. Diese völlig konträre Entwicklung ergibt sich einerseits aus einem unterschiedlichen Steuersystem (Flat Tax von 10 % in Bulgarien, progressive Besteuerung mit Grenzsteuersatz von 55% in Österreich). Anderseits werden in Bulgarien gut verdienende Personen durch die geringe SV-Höchstbeitragsgrundlage von EUR 18.000 jährlich (in Österreich EUR 77.700 jährlich) begünstigt.

Die Lebenserhaltungskosten in den einzelnen Ländern sind teilweise höchst unterschiedlich. Aus der Relation zwischen den gesamten Personalkosten des Arbeitgebers einerseits und den Nettobeträgen der Mitarbeiter andererseits kann man erkennen, wie viel der jeweilige Staat anteilig an Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen einhebt und unter anderem zur Finanzierung seiner Infrastruktur, der verschiedenen Systeme der sozialen Sicherheit und anderer wichtiger gemeinwirtschaftlicher Güter und Dienstleistungen verwendet.